KUNSTRAUM /
POP / ERINNERUNG
ZU
BLOOM 05's BETEILIGUNG AM PROJEKT MAYFLOWER
Ein
Kunstraum ist eine runde Sache – gut durchdacht und ausgeführt – ein
in Form und Funktion geschlossener Körper. Die Schweißnähte sollten
abgeschliffen sein, nach Kraft sollte er nicht riechen und Stimmen sollten
eintauchen wie in weiches Wasser. Ein Kunstraum bricht die Angst und biegt
das Licht.
Populäre
Kunsträume bieten Schutz für viele, ohne Ansicht der Bildung, der
Herkunft oder des Charakters. Der Eintritt ist billig. Der Künstler kommt
zu Besuch wie ein Kind. Er stiehlt sich Blicke und Töne, Gerüche und
Farben und geht nach Hause und spielt; setzt Farben und Töne zusammen und
riecht daran, spielt weiter und kann nicht schlafen und sein Zimmer verändert
sich. Er singt die gestohlene Melodie mit pochendem Rhythmus und bindet
sie fest. Er öffnet sein Fenster und mischt sein Lied mit der Stadt.
Manche
Songs reisen und bilden Räume und sich. Ihre Sprache ist klar und die
Melodie klingt vertraut und neu zugleich. Wer sie hört, vergisst sie
nicht. Die Songs selbst haben keine Erinnerung. Wenn sie zurückkommen
wissen sie nichts davon. Ihre Erinnerung ist eine Projektion des Zuhörers.
Der Sänger / die Band spielt mit dieser - fiktiven - Erinnerung; sie
bildet den Subtext.
Das
Projekt Mayflower
sieht die Grazer Gruppe Bloom 05 als Erinnerungsmedium. Das (amerikanische) Publikum in der
Galerie von Hubert Schmalix in Los Angeles wird mit künstlichen
musikalischen (und bildlichen – Rauminszenierung: G.R.A.M.)
Situationen konfrontiert, die Erinnerungen befördern und gleichzeitig die
Substanz dieser Erinnerungen verändern.
Am
Beispiel der gespielten Songs und der durch sie bestimmten Zeit-,
Erfahrungs- und Erinnerungsräume zeigt Mayflower die Durchlässigkeit und
ständige Transformation populärmusikalischer Muster.
Georg
Altziebler
(Intro-Graz-Spection, Mai 1999)
zurück |